125 Jahre Posaunenchor Neudorf im Erzgebirge

Der Posaunenchor der EmK-Gemeinde Neudorf feierte am 15.Juni 2014 das 125-jährige Chorjubiläum. Ein Bläserbruder, Oswald Öser, der den Chor mitbegründete, erinnerte sich 1967 in einer Niederschrift: Wann der Chor entstanden ist, wird es meinem Alter anpassend 1889 gewesen sein, wie wir zum ersten Mal bei Mutter Benedikt den Choral „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ bliesen. Und wie wir fertig waren hat alles gelacht. Wir wussten nicht, wie wir geblasen hatten. Wir waren 6-8 Bläser, haben uns aber nicht abbringen lassen. In einigen Wochen konnten wir schon ganz schön spielen. Mit der Zeit war der Chor gewachsen und wir hatten den besten Blaschor im Erzgebirge. Es war Messing, Holz und Streichchor…

Wie belastbar die Aussage mit dem besten Chor im Erzgebirge ist, vermag ich nicht zu sagen. Immerhin habe ich bei meinen Recherchen eine Festschrift zum 8. Posaunenfest des Sachsen-Verbandes des bcpd vom 29. Juli bis 2. August 1922 in Aue gefunden, in der Prediger O. Lindner einen Beitrag „Der Sachsenverband einst und jetzt“ als Rückblick auf die Entstehung des Bläserwerkes in Sachsen gibt. Darin schreibt er u. a. über das 4. Landesposaunenfest am 5.Juli 1914 in Lauter, dem letzten vor dem 1.Weltkrieg: Welch stattliche Anzahl von Chören war erschienen, u.a. ein Orchester von Blas- und Streichinstrumenten wirkte mit und zwar der Chor von Neudorf. 

Das war fast genau vor 100 Jahren. Zumindest wird darin bestätigt, dass aus dem ersten Bläserchor ein Orchester geworden war.

Offenbar war in den Folgejahren die Anzahl der Bläser gestiegen, so dass das Orchester diese nicht mehr aufnehmen konnte. Deshalb gründeten 1928 sechs Bläser aus dem Orchester zusammen mit acht weiteren einen neuen Bläserchor mit Blech- und Holzbläsern. Das Orchester spielte übrigens weiter in unserer Gemeinde, zunächst mit wenigen Bläsern, später bis 1967 als Streichchor.

Der Posaunenchor war nur mit kurzer Unterbrechung durch den 2.Weltkrieg ständig in der Gemeinde aktiv. Bereits 1945 begannen junge Bläser zusammen mit den aus dem Krieg heimgekehrten wieder zu blasen. Heute gehören zum Chor 19 aktive Bläser(innen).

Der Posaunenchor bildete den Ausgangspunkt für die Entstehung der EmK- Gemeindepartnerschaft zwischen Neudorf  im Erzgebirge und Heilbronn-Böckingen. Zur Feier unseres 100-jährigen Jubiläums am 1. Mai 1989 konnten wir erstmals einige Bläser(innen) aus Böckingen in Neudorf begrüßen und zusammen mit ihnen spielen. Das war damals schon eine kleine Sensation, dass eine Gemeindegruppe aus der Bundesrepublik Deutschland noch dazu mit Blasinstrumenten offiziell auf Einladung einer Kirchgemeinde diese in der DDR besuchen durfte. Keiner ahnte damals, dass wir bereits 1 Jahr später zum Gegenbesuch nach Böckingen reisen durften.

Aus Dankbarkeit darüber haben wir diesmal nicht nur 125 Jahre Posaunenchor sondern  gleichzeitig  25 Jahre Gemeindepartnerschaft Neudorf – Böckingen gefeiert.

Bereits am Freitag zeigten wir unseren Böckinger Geschwistern die Schönheiten unserer erzgebirgischen Heimat, indem wir mit der Fichtelbergbahn (dampfbetriebene Schmalspurbahn) nach Oberwiesenthal gefahren sind und anschließend mit der ältesten Seilschwebebahn Deutschlands oder alternativ mit dem Sessellift oder (für die Bergsteiger) zu Fuß den Fichtelberg erklommen haben. Anschließend sind wir zu Fuß nach Neudorf zurück gewandert. Unsere Gäste haben uns bestätigt, dass sie nicht geahnt hatten, wie schön das Erzgebirge ist. Am Sonnabend  haben wir Annaberg u.a. mit der St. Annenkirche besucht und auch deren Turm bestiegen zum Blick auf das obere Erzgebirge, das wir am Vortag von oben betrachten konnten.

Den Höhepunkt bildete natürlich der Festgottesdienst zum Jubiläum am Sonntag. Sowohl wir in Neudorf als auch unsere Gäste aus Heilbronn werden dieses Jubiläum so leicht nicht vergessen.

Wir denken dankbar daran zurück, das Christus, unser Herr, unseren Chor, der angetreten war, zur Ehre Gottes, zur Freude der Gemeinde und darüber hinaus sein Lob mit den Instrumenten zu verbreiten, 125 Jahre lang begleitet und gesegnet und auch zum Segen gesetzt hat.

Klaus Heidler