Bläsersenioren in Freudenstadt

EichelhäherWo Eichelhäher und Großvatertanne zuhause sind

Eine Gruppe älterer Menschen ist unterwegs im Schwarzwald, genauer gesagt: „im Zauberland der Kinzigquelle“ (nicht meine Erfindung, sondern der Wald, in dem wir uns befinden, heißt so). Und nun stelle man sich einen Eichelhäher in seinem bunten Federkleid vor. Ein in der Regel scheuer Vogel, der die Menschen nicht gerade als seine Freunde betrachtet. Im Gegenteil, er warnt die gesamte Tierwelt vor dem Eindringling, der es wagt, sein Revier zu betreten. Besagter Trupp Senioren ist munter plaudernd unterwegs zur Kinzigquelle. Dem gerade herrschenden Regenwetter wird Parole geboten mittels Regenschirm. Die Waldwege sind teils schlammig, teils glitschig und Wassertropfen von beträchtlicher Größe spielen eine Ouvertüre auf den aufgespannten Regenschirmen. Der Wasserlauf zur rechten Seite wird immer kümmerlicher und endet schließlich in einem gemauerten Quellbecken, auf dem zu lesen steht, dass hier die Kinzig entspringt. Die kleine Quelle haut einen nicht gerade vom Hocker, wohl aber der hier plötzlich auftauchende Eichelhäher. Er sitzt in Kopfhöhe auf einem Ast und beäugt munter die hier versammelte Gesellschaft. Die wagt ihren Augen kaum zu trauen. Scheu kennt dieser Waldbewohner offensichtlich keine. Auch denkt er nicht daran, in sein übliches Geschrei auszubrechen und danach in Windeseile zu verschwinden. Will er sich vergewissern, wen er vor sich hat? Wir Senioren wissen dieses allen Gesetzen der Vogelwelt widersprechende Verhalten nicht sofort einzuschätzen. Könnte es sich vielleicht um einen verwunschenen Prinzen handeln, der hier auf seine Befreiung wartet? Im Schwarzwald ist alles möglich! Man denke nur an Geschichten wie den „Kohlenmunk-Peter“ oder den „Holländer Michel“, allesamt Paradebeispiele für ein Märchen. Der Vogel weicht keinen Zentimeter und macht statt dessen Anstalten, seine Bekanntschaft mit uns zu vertiefen. Aha – jetzt fällt der Groschen! Der Eichelhäher wird wohl Hunger haben und uns nicht als Knauser einschätzen. Alle suchen eifrig in ihren Taschen nach Essbarem. Ohne Erfolg. Der Vogel blickt in ausschließlich bedauernde Gesichter. Aber so leicht gibt er nicht auf. Mal fliegt er neben uns her, dann wieder voraus und wartet auf unser Eintreffen. Sein Vertrauen in unsere Freigiebigkeit scheint keine Grenzen zu kennen. Aber erst, als wir ihm am Waldrand einen soeben gefundenen Pfifferling eilig als Mahl anbieten, gibt er entnervt auf. Was die sich erlauben!

GroßvatertanneJa, es gab wieder viel zu entdecken und zu erleben auf unserer diesjährigen Bläsersenioren-Freizeit vom 16. – 19. September. Wie immer bot uns das EmK-Hotel Teuchelwald in Freudenstadt eine komfortable und behagliche Herberge. Unser Wanderführer Walter Pfau hatte wieder ein tolles Programm mit Möglichkeiten für zwei Leistungsgruppen ausgearbeitet, abgestimmt mit unseren Freizeitplanern Alex Friedrich und Erwin Keppler. Eine ausführliche Beschreibung unserer Aktivitäten würde zu weit führen. Deshalb sei nachfolgend nur stichwortartig angeführt, was uns erwartete. Am Nachmittag des ersten Tages gab es eine gemütliche Wanderung zur Großvatertanne, bei der gleichzeitig die Leistungsfähigkeit unserer Gruppe getestet wurde. Am Abend gab es von der Hotelleitung einen Sektempfang. Am Dienstag standen die Kinzigquelle, das wirklich sehenswerte Dorfmuseum in Dietersweiler (verbunden mit der Einkehr und Bewirtung bei unseren Geschwistern Heinrich und Elfriede Mönch) auf dem Programm. Der Abend war einer Diaschau über Israel und Island mit Manfred Gebhard vorbehalten. Am Mittwoch besuchten wir die Dorotheenhütte in Wolfach (Glasbläserei) und besichtigten das Wald-Kultur-Haus bei Bad Rippoldsau-Schapbach. Die in den Rückweg eingeschobene kurze Wanderung führte uns zur Ellbachsee-Aussichtsplattform, einer kühnen Holzkonstruktion, die in schwindelerregender Höhe einen herrlichen Ausblick über die Schwarzwald-Landschaft bis hin zu den Windrädern in Simmersfeld bot. Der letzte Tag endete mit dem gemeinsamen Frühstück und der vom Haus angebotenen Andacht. Wer wollte, konnte auf eigene Faust noch etwas unternehmen, bevor er die Rückreise antrat. Mit dem Wetter konnten wir uns dieses Jahr nicht einigen. Es bot uns kompromisslos durchgehende Kühle, Regengüsse und stürmischen Wind. Der Gemeinschaft tat das aber keinen Abbruch. Fröhlich und vergnügt waren wir miteinander unterwegs, haben gesellige und informative Abende verbracht und viele Lieder und Chorsätze angestimmt. Unsere Alphornbläser haben es sich nicht nehmen lassen, uns wie jedes Jahr mit einem Ständchen zu erfreuen. Und die Abendandachten von Fritz Wäckerle mit selbstgeknipsten, wunderschönen Bildern ließen uns nicht unberührt. Auch unsere Dietersweiler Geschwister waren wie immer als Tagesgäste dabei. Ich möchte Gott danke sagen, der uns beschützt hat und auch allen denen danken, die mit dazu beigetragen haben, dass diese Tage zu einem schönen Erlebnis werden konnten.

23.09.2013
Waltraud Schmidberger

Teilnehmer