Lukas 10,30-35
Teil 1
Der Barmherzige Samariter ist eine Beispielgeschichte Jesu, die, wie wir in der Bildergeschichte gesehen haben, alltäglich ist.
Zuerst werfen wir einen Blick auf die Geschichte, die Jesus einem frommen Gesetzeslehrer erzählt hatte. Der wollte wissen, wie das ewige Leben bekommen konnte.
Die ehemalige Handelsstraße zwischen Asien und Afrika führte von Jerusalem nach Jericho – 1000 Höhenmeter hinab ins Jordantal. 27 km durch Felsen, Wüste und Schluchten. Ein unübersichtlicher Straßenabschnitt, auf dem immer wieder Räuber die Passanten mit ihren wertvollen Gütern angriffen.
Diese allseits bekannte Straße wurde von Jesus aufgegriffen, um dort ein Lehrstück zu positionieren.
Ein Mann wird überfallen und liegt hilflos auf der Straße.
Zwei angesehene religiöse Funktionäre, die eigentlich wissen, was Gott von ihnen erwartet, gehen vorbei.
Vielleicht haben sie einen wichtigen Termin. Vielleicht sind sie in Gedanken gerade woanders. Vielleicht denken sie, dass sie nicht für alles Leid der Welt verantwortlich sind. Vielleicht sind sie so erschöpft, dass sie keine Kraft mehr zum Helfen haben. Sicher gibt es einen guten nachvollziehbaren Grund, warum sie vorbei gehen.
Einer bleibt stehen, beugt sich über den Überfallenen, kümmert sich um seine Wunden, überlegt, was er tun kann. Er wuchtet ihn auf seinen Esel und läuft mit ihm zur nächsten Herberge. Die Nacht über versorgt er ihn, bleibt an seinem Bett sitzen und kühlt ihm die Stirn. Am nächsten Morgen muss er weiter, aber er hinterlässt genug Geld und seine Referenz, dass andere sich um den Verletzten kümmern können.
Dieser eine war ein Samariter, auch dem Gebiet Samarien. Er war einer, mit dem Juden eigentlich nichts zu tun haben wollten. Von ihm hätte man am allerwenigsten gedacht, dass er sich kümmert.
Welche Überraschung!
Wer bin ich – wer sind wir?
Sonntagmorgen unterwegs zur Kirche, wir hatten uns für 9 Uhr zum Anblasen verabredet, waren nur leider schon spät dran. Ein Mann hält uns auf unserer Straße an: Ob wir ihm Starthilfe geben könnten? Er hätte auch Kabel. Nein, leider haben wir keine Zeit, sind sowieso schon spät dran, müssen zur Kirche. 50m an der Kreuzung wendet mein Mann ein: Das geht doch gar nicht, wir müssen helfen. Also drehten wir um und hielten an. Da fährt unser Nachbar auf uns zu, er ist unterwegs zum Brötchenholen. Er ist unsere Rettung: Ja klar, ich kann helfen. Aufgeatmet haben wir und kamen fast pünktlich in der Kirche an.
Ich habe mich wiedererkannt, leider nicht im Barmherzigen Samariter, sondern in den beiden religiösen Funktionären.
Untermauert wird dies durch ein psychochologisches Experiment von 1970, das sogenannte Barmherziger-Samariter-Experiment an der Princton University USA:
Statt der Straße zwischen Jerusalem und Jericho war es ein einsamer, unbeleuchteter, schäbiger Pfad zwischen zwei Gebäuden der Uni. An dem Experiment nahmen 47 Theologie-Studenten teil. Sie erhielten die Aufgabe, einen Vortrag über den Barmherzigen Samariter im anderen Gebäude halten. Auf dem Pfad, den sie gehen mussten saß ein Schauspieler, der ein Opfer mimte, das zusammengekauert stöhnte und offensichtlich Hilfe brauchte.
Es gab die Super-Samariter, die solange das „Opfer“ bearbeiteten, bis es mitkam, Kaffee trank und sich anhörte, dass es Jesus brauchte.
Aber die meisten halfen nicht, egal mit welchem Thema sie in Gedanken beschäftigt waren. Und die Forscher fanden noch einen interessanten Punkt heraus: je mehr Zeit die Studenten für ihren Weg hatten, je eher waren sie bereit zu helfen. Zeitdruck scheint Barmherzigkeit zu töten.
Wer sind wir also in diesem Gleichnis? Natürlich wären wir sehr gerne der Barmherzige Samariter. Doch viel wahrscheinlicher sind wir eben genau wie die, die vorbei gegangen sind.
Unser Motto des BPF: Alle für einen. Jesus erzählte dieses Gleichnis, damit wir uns wiedererkennen und uns verändern. Er findet sich nicht damit ab, dass wir vorübergehen. Er möchte uns Augen, Ohren und Herzen schenken, mit denen wir die Aufgaben sehen, die bei uns auf dem Weg liegen.
Teil 2
Jesus malt in diesem Gleichnis ein Bild des Samariters, wie er selbst ist:
- Im Innersten berührt angesichts des Leides, der Einsamkeit, des Kummers der Menschen (Mutter des Jünglings zu Nain, Lukas 7))
- Jesus ist als Arzt zu denen gekommen, die ihn brauchen
- Jesus handelt so, wie der himmlische Vater sich um seine Kinder kümmert
Jesus ist der 1.Samariter, bei ihm können wir in die Lehre gehen
- Alle für einen bedeutet, uns auf seine Spuren zu begeben.
Wir brauchen seine Zuwendung, um selbst Samariter werden zu können:
- Auch wir liegen auf dem Weg, sind in gewisser Weise Überfallene – ziel- und orientierungslos ohne Jesus, mit leeren Händen
- Erwarten, dass sich Jesus auch über uns erbarmt, uns auf dem Weg liegen sieht mit all unseren Problemen, Schwächen und Sorgen
- Ihn an uns wirken zu lassen, bedeutet:
- Hören auf Gott: Andachten und Gottesdienste
- Bläsermusik in unseren Herzen spielen lassen: mit ihm verbunden sein, an seiner Tankstelle halten
- Zeit mit ihm verbringen, Ruhe in den Alltag einplanen, Gelassenheit, denn ohne ihn können wir nichts tun.
Diesem Bundesposaunenfest haben wir den Titel gegeben: Alle für einen!
Wir wollen für Jesus aktiv sein, unsere Musik geschieht Gott zur Ehre.
Unser Auftrag: mit unserer Musik Menschen zu begegnen,
- die Gott noch nicht kennen – als kleine Rot-Kreuz-Gruppe machen wir sie aufmerksam auf den Barmherzigen Samariter, der ihrem Leben Heilung und Orientierung geben will
- die Stärkung und Ermutigung brauchen, um ihren Alltag zu leben
- die in ihrer Lebensfreude unterstützt werden sollen, um selbst hinauszugehen und anderen Gutes zu tun.
Um diesen Auftrag ausführen zu können,
- brauchen wir eine Quelle: unsere Lieder und Stücke haben Texte, die uns Gottes Liebe selbst nahebringen
- müssen wir uns gegenseitig unterstützen – als Chöre sind wir miteinander unterwegs
- brauchen wir einen weiten Horizont: über die Eigenen hinaus sollten wir die im Blick haben, die Jesus noch nicht kennen. Das betrifft auch unsere Liedauswahl – was wir mögen, mögen nicht unbedingt unsere Mitmenschen ohne religiöse Prägung
- brauchen wir Zeitfenster in unserem hektischen Leben, dass auch Überraschendes möglich wird.
Ausgesandt beim BPF:
Der Samariter Jesus schickt uns zu den Menschen – wir haben wunderbare Instrumente, die seine Botschaft der Liebe und Zuwendung weitertragen und hörbar machen.
Wir bekommen die Kraft dazu von ihm.
Von Würzburg in die Welt heißt, Licht in die Welt zu tragen, das Dunkelheiten erleuchtet.
Mt 5,14f
Ihr seid das Licht der Welt. Es kann die Stadt, die auf einem Berge liegt, nicht verborgen sein.
Man zündet auch nicht ein Licht an und setzt es unter einen Scheffel, sondern auf einen Leuchter; so leuchtet es allen, die im Hause sind.
So lasst euer Licht leuchten vor den Leuten, damit sie eure guten Werke sehen und euren Vater im Himmel preisen.
Cornelia Trick / Werner Jung