Holzpfosten

Ich weiß nicht, wer von euch im EPiD-Andachtsbuch die Geschichte von den roten Stiefeln gelesen hat. Mich hat sie auf alle Fälle zum Nachdenken über die Praxis und Zielsetzung unserer Posaunenchöre angeregt.

Eine Frau stand im Winter jeden Tag, wenn die Flut kam, an der Wasserkante der Nordsee neben einem kurzen Holzpfosten.

Das fiel auf. Sie wurde schließlich gefragt, was sie da mache. „Ich spiele Holzpfosten“, antwortete sie. „Ich bleibe stehen und bewege mich nicht. Ich liebe es, wenn das eisige Wasser die Stiefel umspielt. Wenn das Wasser steigt, sinke ich immer tiefer ein, bis ich meine Beine kaum noch bewegen kann. Dann stehe ich ganz fest. Jedes Mal wird es dann spannend, wenn sich das Wasser der Stiefelkante nähert.“ Gleich schwappt es eiskalt in ihre Stiefel, eine Erkältung wird dann mitgeliefert. Sie weiß: „Jetzt muss ich mich entscheiden: Bleib ich stehen wie der Holzpfosten neben mir oder ziehe ich meine Stiefel noch aus dem Schlick?“ Bisher hat sie sich immer entschieden, kein Pfosten zu sein. Sie zog lieber die roten Stiefel aus dem Schlick und lief dem steigenden Wasser davon.

Was sind wir als Posaunenchöre? Unbewegliche Holzpfosten, die sich seit Jahrzehnten nicht bewegt und verändert haben oder ziehen wir rechtzeitig unsere Füße aus dem Schlick, um uns auf den Weg zu anderen Menschen zu machen. Stehen bleiben, warten und klagen, dass nichts in Bewegung kommt oder sich dorthin aufmachen, wo Menschen auf ermutigende und tröstliche Melodien warten? Zur Zeit mache ich die Erfahrung, wo Posaunenchöre ihre Kirchenmauern verlassen, stoßen sie auf ein überwältigendes Echo. Nur Mut zum ersten Schritt. Gottes Segen begleitet uns.